Marian Trimiar


 Warum „Tyger Trimiar“ – 
Geschichte und Kampf um Anerkennung

***english below***

„I also would like to tell the women boxers to never give up.

To fight for your dream, and for your rights to fight”

(Marian “Lady Tyger” Trimiar, 1998) [1]

Die Geschichte des Boxens ist lang und vielschichtig und auch feministische Kämpfe sind ein Teil von ihr. Eine lange Zeit allerdings waren die Geschichten von Boxerinnen – und besonders Schwarzen Boxerinnen – nicht Teil der medialen Berichterstattung. Weder in den USA noch in Europa. Obwohl bekannte Sportmagazine wie die „Police Gazette“ bereits Ende der 1880er Jahre ab und zu Berichte über Boxerinnen veröffentlichten, waren diese stets von Sexismus geprägt. Zweifelsohne gab es auch zu diesem Zeitpunkt schon Schwarze Boxerinnen, die entschieden im Kampf um die Anerkennung von Boxerinnen mitwirkten und ihn vorantrieben. Ihnen wurde aber für eine lange Zeit keine mediale Aufmerksamkeit zuteil, ihre Kämpfe, Schwierigkeiten und Siege wurden dadurch unsichtbar gemacht. [2]

(1)

In den meisten US-amerikanischen Bundesstaaten war es Frauen vor 1975 verboten professionell zu boxen. [3] Das Recht, als Profiboxerinnen anerkannt zu werden, war Ergebnis mehrere Kämpfe auf politischer und rechtlicher Ebene. Ein Beispiel hierfür ist der Rechtsstreit in New York von 1978. Drei Frauen, die Boxerinnen Marian „Lady Tyger“ Trimiar, Jackie „the female Ali“ Tonawanda und später auch Cathy „Cat“ Davis verklagten die New York State Athletic Commission, um ihr Recht professionell zu Boxen ausüben zu können. Der Sieg vor Gericht war ein Meilenstein für alle Boxerinnen zu der Zeit und wegweisend für die weitere Entwicklung. Marian und Jackies Rechtsstreit führte auch dazu, dass endlich mehr über Schwarze Boxerinnen berichtet wurde. [4]


Da wir das erste Gym von und für FLINT* in Hamburg nach Marian „Lady Tyger“ Trimiar benannt haben, möchten wir sie und ihre Kämpfe an dieser Stelle vorstellen:


Marian „Lady Tyger“ Trimiar wurde 1953 geboren und begann ihre Amateurinnen-Boxkarriere im Alter von 21 Jahren, 1974. Die 19-jährige Diane „Killer Diane“ Corum war eine Freundin von Marian und ihre erste Gegnerin im Amateurinnensport: „I have been dreaming of this day fort two years (…) I`m serious about boxing, but people can`t belive it” [5]. So wurde Marian später in der New York Times zitiert, die den Kampf begleiteten. Noch bevor die erste Runde zwischen „Lady Tyger“ und „Killer Diane“ starten konnte, wurde der Kampf zwischen den beiden vom Vorsitzenden der Metropolitan Amateur Athletic Union verhindert. Das Argument: Alle Kämpfe von männlichen Boxern müssen stattgefunden haben, bevor die Boxerinnen in den Ring steigen können. Bis die beiden endlich kämpfen durften, war es bereits Mitternacht. Im Gespräch mit Marian über diese Zeit erinnerte sie sich an einen Zuschauer, der neben ihrem Vater schrie „Sie sollten erschossen werden“. Die Situation unter den Zuschauer*innen eskalierte beinahe, aber die beiden Boxerinnen begannen zu kämpfen. Nach dem Kampf sagte Marian: „I`m going to do it again. I`ll go to court if I have to”. Sie wollte Profiboxerin werden, “but if I can`t maybe I can open the door for somebody else (…). This is my body and this is my life”. [6]

Durch ihren Mut und ihre Standhaftigkeit schaffte sie beides: Sie war Profiboxerin von 1976 bis 1985 und – neben vielen anderen Siegen – gewann die Women`s World Lightweight Championships gegen Sue „KO“ Carlson 1979 und ebnete den Weg für alle weiteren Boxerinnen, die professionell kämpfen wollten. Um all das zu erreichen, musste Marian mehrere strukturelle Hürden überwinden.


Marian Trimiar und Jackie Tonawanda hatten bereits 1974 im Bundesstaat New York eine Profiboxlizenz eingefordert, ihr Antrag wurde abgelehnt. Was zu diesem Zeitpunkt in New York nicht möglich war gelang ihnen allerdings zwei Jahre später, 1976, in Connecticut und zwölf andere US-amerikanische Bundesstaaten folgten diesem Beispiel. Aber New York wollte dennoch nicht von der Absage abrücken. Marian, Jackie und später auch Cathy verklagten daraufhin die New York State Atheltic Commission im Jahr 1978 erneut und das Gericht gab ihnen diesmal Recht. „Unless women get more recognition, we will be fighting just as a novelty for the rest of our lives. There will be no future” [7] sagte Marian nach dem Gerichtsprozess.

(2)

Obwohl Cathy Davis die Letzte der Dreien war, die der Klage beitrat, war sie die erste, der die Lizenz am Tage der Urteilsverkündung ausgehändigt wurde. Marian protestierte ohne Zögern gegen diese Ungleichbehandlung. Eine weitere Ungleichbehandlung der Boxerinnen entlang Rassismus und Sexismus lässt am Beispiel der Zeitschrift „The Ring“ nachzeichnen: Nach ihrem 88-jährigen Bestehen entschieden sich die Verantwortlichen zum ersten Mal nach dem Gerichtsprozess eine Boxerin auf dem Cover abzubilden. Sie entschieden sich ausschließlich für ein Cover von Cathy Davis unter der Überschrift „Is women`s boxing here to stay?“. Auf Grund von weißen Privilegien wurde Cathy so zum Gesicht des Profiboxens für Frauen. Die Zeitschrift blieb ihrer sexistischen Berichterstattung treu und versicherte den Leser*innen, dass Davis, obwohl sie sechs Mal die Woche trainiere, ein „normal female life“ lebe, die Oper, Tiere und klassische Musik möge. Jackies und Marians Engagement Kämpfe blieben unerwähnt. Ebenso, dass sie den juristischen Kampf in New York begonnen hatten.[8]

Obwohl Cathy Davis die Letzte der Dreien war, die der Klage beitrat, war sie die erste, der die Lizenz am Tage der Urteilsverkündung ausgehändigt wurde. Marian protestierte ohne Zögern gegen diese Ungleichbehandlung. Eine weitere Ungleichbehandlung der Boxerinnen entlang Rassismus und Sexismus lässt am Beispiel der Zeitschrift „The Ring“ nachzeichnen: Nach ihrem 88-jährigen Bestehen entschieden sich die Verantwortlichen zum ersten Mal nach dem Gerichtsprozess eine Boxerin auf dem Cover abzubilden. Sie entschieden sich ausschließlich für ein Cover von Cathy Davis unter der Überschrift „Is women`s boxing here to stay?“. Auf Grund von weißen Privilegien wurde Cathy so zum Gesicht des Profiboxens für Frauen. Die Zeitschrift blieb ihrer sexistischen Berichterstattung treu und versicherte den Leser*innen, dass Davis, obwohl sie sechs Mal die Woche trainiere, ein „normal female life“ lebe, die Oper, Tiere und klassische Musik möge. Jackies und Marians Engagement Kämpfe blieben unerwähnt. Ebenso, dass sie den juristischen Kampf in New York begonnen hatten.[8]


Anders als die mediale Berichterstattung über Schwarze Boxerinnen vermuten lässt, waren Marian und Jackie zwei Pionierinnen im Profiboxen. [9, 10] So war Marians Kampf nach dem Gerichtsprozess nicht vorbei. Sie setzte sich anhaltend für die Rechte von Boxerinnen ein. 1987 trat sie beispielsweise in einen einmonatigen Hungerstreik für bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen im Profiboxen. [10] Der frühere New York State Athletic Commissioner sagte später über Marian: „It`s because Trimiar opened enough people`s eyes and got them thinking that we have women`s boxing today”. [11]


Jackie “the female Ali” Tonawanda starb am 09. Juni 2009. Cathy “Cat” Davis und Marian “Lady Tyger” Trimiar haben ihre aktiven Boxkarrieren in den 80er Jahren beendet. 

Sobald wir darüber nachgedacht haben, das Gym nach „Lady Tyger“ zu benennen, kontaktierten wir Marian, um mit ihr über unser Konzept und die Idee, das erste feministische Kampfsportgym in Hamburg mit ihrer Geschichte zu verknüpfen, zu sprechen. Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir die Möglichkeit haben, mit Marian in Kontakt zu sein, sie kennenlernen zu können und das Gym gemeinsam und in ihrem Namen zu gestalten.


Wenn du mehr über den Prozess der Namensfindung lesen möchtest, dann klicke hier auf „Namensfindung“.


 Why „Tyger Trimiar“ – 
History and Fight for Recognition

„I also would like to tell the women boxers to never give up.

To fight for your dream, and for your rights to fight”

(Marian “Lady Tyger” Trimiar, 1998) [1]

Boxing has a long and rich her- they- and history. But for a long time, the stories of female and especially Black female boxers weren’t covered in the mainstream media of the US or Europe. Famous sports journals in the US such as the “Police Gazette” did publish stories about white female fighters as early as the end of 1880. But the representation was consistently sexists. Even though, Black female boxers existed already at that time and played a vital part in the feminist fight for recognition, they didn’t get any long range media coverage for a long time. Their struggles, stories and victories were made invisible. [2]

(1)

In the most US states Women weren ́t allowed to be professional boxers before 1975.[3] And when they finally got the right it was not without political and legal fights like the one in New York 1978. This victory was a milestone for all female boxers at the time and those to come. Three women, the boxers Marian “Lady Tyger” Trimiar, Jackie “the female Ali” Tonawanda and later Cathy “Cat” Davis sued the New York State Athletic Commission for their right to fight professionally. Marian and Jackies courageous lawsuit led to wider media coverage on Black female boxers. [4]

Since we named the first gym in Hamburg from and for women, inter, trans-, and nonbinary people after Marian “Lady Tyger” Trimiar, we would like to introduce her to you and highlight her stories and fights:

Marian “Lady Tyger” Trimiar, born 1953, began her amateur boxing career at the age of 21 in 1974. The 19-year-old Diane “Killer Diane” Corum, who was a friend of Marian`s, was her first opponent: “I have been dreaming of this day for two years (...) I`m serious about boxing, but people can`t believe it”[5] one could later read in the New York Times about Marian and the fight. But before the first bout of the two fighters could even begin, it was undermined by the chairman of the Metropolitan Amateur Athletic Union. The reasoning being: all bouts of the male boxers needed to be finished before the female boxers could get in the ring. Until Marian and Diane were allowed to fight it was already midnight. Marian remembers one spectator yelling close to her father “They out to be shot”. The situation almost escalated. But the two boxers pulled through. After the match Marian said: “I`m going to do it again. I`ll go to court if I have to”. She wanted to become a professional fighter “but if I can`t maybe I can open the door for somebody else (...) This is my body and this is my life”.[6]

Due to her courage and steadfastness Marian accomplished both: she fought professionally from 1976 until 1985 and, among other accomplishments, won the Women`s World Lightweight Championship against Sue “KO” Carlson, in 1979 and helped women in general to get the legal recognition as professional boxers that they deserve. But it was a tough fight and Marian had to overcome huge structural barriers.

Marian Trimiar and Jackie Tonawanda already had applied for a professional boxing license in the state of New York, 1974, but they got turned down. They did succeed in Connecticut in 1976 and twelve other states followed. But the state of New York still did not differ from its decision. So, Marian, Jackie and later on Cathy sued the New York State Athletic Commission again and the court finally ruled in favor of the women. “Unless women get more recognition, we will be fighting just as a novelty for the rest of our lives. There will be no future” [7] Marian later said concerning the lawsuit.

(2)

Even though Cathy Davis was last to join the legal fight for woman’s rights to box professionally, she was first to get her license handed to her on the day of their victory. Marian protested against this display of racial inequality immediately. To point out another example of this double bound inequality of race and gender: the journal “The Ring” decided, after 88 years of existence, to finally put a female boxer on the cover after the lawsuit; but they exclusively placed a picture of Cathy Davis under the headline “Is women`s boxing here to stay?”. Due to white privilege, she became the face of women in boxing. The journal remained true to their sexist coverage of female boxers and reassured the reader that though Davis trained six times a week she lives “a normal female life”, likes the opera, animals and classical music. Jackie`s and Marian`s involvement or that they had started the legal fight in New York was not mentioned at all.[8]

Contrary to the lack of coverage on Black female boxers, Marian and Jackie are two pioneers in women ́s boxing. [9,10] Marians fight, for example, wasn ́t over after the lawsuit and she continued to fight for gender equality in boxing. In 1987 she started a one-month hunger strike for better payment and fair working conditions for female boxers. [10] The former New York State athletic commissioner later said about Marian: “It ́s because Trimiar opened enough people ́s eyes and got them thinking that we have women’s boxing today”.[11]

Jackie “the female Ali” Tonawanda died on June the 9th 2009. Cathy “Cat” Davis and Marian “Lady Tyger” Trimiar have ended their active boxing career in the 80ie.
As soon as we considered naming the gym after Lady Tyger, we contacted
her to talk about our concept, the name and the idea to connect her story with the first feminist gym in Hamburg. We ́re more than happy that we have the possibility to get to know Marian and we ́re looking forward to realizing the gym with her and in her name. If you want to know more about our motives concerning the name of the gym, you can check out the
following page.

Quellen/ Sources: 


[1] Fox, S. TL (1998). Lady Tyger Trimiar: She Had a Dream – by Sue TL Fox. Retrieved February 2021, from:

http://www.wbanmember.com/lady-tyger-trimiar-she-had-a-dream/

[2, 4, 8] Van Ingen, C. (2013). „Seeing What Frames Our Seeing”: Seeking Histories on Early Black Female Boxers. In: Journal of Sport History, 40.1., pp. 93 - 110

[3] Fox, S. TL (no date): Historical Events in Women's Boxing. Retrieved February 2021, from: https://www.espn.com/boxing/s/2003/0206/1504885.html

[5, 6] Searcy, J. (1974): Lady Tyger`, 135 Pounds, Launches a Ring Career. In: The New York Times, May 5, 1974

[7] Charette, M. (2012). London 2012: 10 Things You Should Know About Women ́s Boxing in Its Olympic Debut. Retrieved February 2021, from: https://bleacherreport.com/articles/1174777-london-2012-10-things-you- should-know-about- womens-boxing-in-its-olympic-debut

[9] Women Boxing Archive Network (1998). Pioneer Female Boxer Jackie Tonawanda “The Female Ali”. URL:

https://www.womenboxing.com/tonawanda.htm

[10] Women Boxing Archive Network (1998). WBAN goes One in One with Lady Tyger Trimiar – Interview conducted by Sue TL Fox. Retrieved February 2021, from: http://www.womenboxing.com/tyger.htm

[11] Jennings, L.A. (2015). She`s a Knockout! A History of Women in Fighting Sports. Lanham/Boulder, London/New York: Rowman & Littlefield

[12] Cabral, E. (1999). Mami said knock you out, in: Vibe, p. 110


Pictures:

(1) Robe: Piece of Lady Tyger Trimiar`s boxing robe, 1975, National Museum of American History. Retrieved February 2021, from: https://americanhistory.si.edu/collections/search/object/nmah_681207

(2) Lane, B. (1930-2012). “The first two women ever to apply for boxing licenses, Jackie Tonawanda and Marian "Lady Tyger" Trimiar, being sworn in by NY State Boxing Commissioner,” Catching the Wave. Retrieved February 2021, from: http://catchingthewave.library.harvard.edu/items/show/765

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